Mariela Tapia

Ecuadors Stromversorgung basiert heute im Wesentlichen auf zwei Säulen: Wasserkraft und fossile Ressourcen. Die Wasserkraft zeigt sich durch den Einfluss des Klimawandels als zunehmend schwankend, weil die Verfügbarkeit ausreichender Wassermengen nicht immer gewährleistet ist. Ein höherer Einsatz fossiler Energiequellen verbietet sich, um den Klimawandel nicht noch mehr zu verstärken. Eine Strategie, zu einer klimagerechten, vor allem auch verlässlicheren Energieversorgung zu gelangen, wäre Diversifikation. Zurzeit steht der Einsatz von Wind- und Sonnenkraft noch ganz am Anfang in Ecuador. Zudem wäre es sinnvoll, die Nutzung dieser Energiequellen so aufeinander abzustimmen, dass sie sich gut ergänzen. Wind- und Solarparks sollten dort errichtet werden, wo die beste Stromausbeute erwartet werden kann. Dies abzuschätzen, ist in einem Land wie Ecuador nicht einfach. Es gibt unwegsame, zerklüftete Gebirge mit tiefen Taleinschnitten, weite Küstenebenen und den Regenwald am Amazonas. Die thermischen Gegebenheiten stellen eine enorme, zusätzliche Herausforderung dar, der sich Mariela Tapia gestellt hat.
Mariela Tapias Forschung in der Arbeitsgruppe „Resiliente Energiesysteme“ im Fachbereich Produktionstechnik liefert erstmals detaillierte meteorologische Datensätze mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung für das gesamte Land. Ein zentrales Ergebnis ihrer Studie: Wind- und Solarenergie können sich ideal ergänzen und die saisonalen Schwankungen der Wasserkraft ausgleichen. Die von Mariela Tapia entwickelten Methoden und Daten sollen Planern und Entscheidungsträgern helfen, ein nachhaltiges Energiesystem für das gesamte Land zu entwickeln. Mit der Dissertation von Mariela Tapia liegt damit erstmals eine umfassende Analyse der Energieerzeugungsmöglichkeiten auf der Basis von Wasser-, Wind- und Sonnenkraft im gesamten Land vor, die so aufeinander abgestimmt ist, dass die einzelnen Energiequellen räumlich und zeitlich miteinander harmonieren und Verlässlichkeit garantieren.
Rohit Samant

Der Klimawandel hat bedrohliche Auswirkungen auf viele Ökosysteme – eines davon ist das Kaspische Meer mit seinen fünf Anrainerstaaten Russland, Aserbaidschan, Turkmenistan, Kasachstan und Iran. In seiner Masterarbeit im Fach Marine Geowissenschaften zeigt Rohit Samant, dass der Wasserspiegel des größten Binnengewässers der Welt in den kommenden Jahrzehnten drastisch sinken könnte. Das Kaspische Meer ist einzigartig: Es hat keinen Abfluss ins Meer, und sein Wasserspiegel wird allein durch Niederschläge und Verdunstung bestimmt. Doch genau diese empfindliche Balance wird durch die Erderwärmung gestört. Mithilfe von 15 neuesten Klimamodellen entwickelte Rohit Samant verschiedene Szenarien. Die Ergebnisse sind alarmierend: Der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres könnte bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 14 Meter sinken. Selbst im besten Fall wären es noch etwa acht Meter. Dies hätte verheerende Auswirkungen: Ein Viertel der gesamten Wasserfläche könnte austrocknen – mit gravierenden Folgen: Mehr als 130 Fischarten und über 100 Vogelarten sind auf das Kaspische Meer angewiesen. Fischerei, Schifffahrt und Tourismus sind für Millionen von Menschen in den Anrainerstaaten lebenswichtig. Infrastrukturen wie Häfen wären überhaupt nicht mehr nutzbar.
Rohit Samants Arbeit hat internationale Beachtung gefunden: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) griff auf seine Ergebnisse für ein Arbeitspapier der Klimakonferenz in Baku (COP29) im vergangenen Jahr zurück.
Niccolò Orlandi

Auf der Karibikinsel Tobago gibt es zwar ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat, die Inselverantwortlichen machen jedoch bislang recht wenig aus ihren natürlichen Meeresressourcen. Niccolò Orlandi hat erstmals den Versuch unternommen, den ökonomischen Wert abzuschätzen. Die Datenlage war extrem dünn, durch viele Gespräche und in mühsamer Kleinarbeit konnte er sich der Bestimmung nähern. Er hat es nicht dabei belassen, sondern auch das Potenzial untersucht, das in der sog. Blue Economy liegen könnte, wenn es denn genutzt würde, und zwar so, dass das Ökosystem geschützt und erhalten bleibt. Es wäre ein Paradigmenwechsel: das Reservat als Treiber, nicht als Verhinderer von Prosperität auf Tobago zu verstehen.
In enger Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort erstellte Niccolò Orlandi erstmals eine Bewertung der wirtschaftlichen Potenziale der Region. So fehlen etwa Konzepte, um den Tourismus gezielt zu lenken und die natürlichen Ressourcen zu schützen. Auch in der Fischerei zeigte sich Handlungsbedarf: Die Bestände gehen stark zurück, so dass alternative Einkommensquellen für die Fischer dringend notwendig sind. Eine Möglichkeit sieht Niccolò Orlandi in der Förderung traditioneller, nachhaltiger Fischereimethoden. Weiteres Potential bieten eine umweltfreundliche Aquakultur, die Nutzung mariner Ressourcen für Biotechnologie und Pharmazie sowie der Ausbau erneuerbarer Energien. Sein Ziel, die Insel so ursprünglich wie möglich zu halten und den Menschen ökonomische Zukunftsoptionen zu eröffnen, hat er bei seiner Arbeit nicht aus dem Auge verloren.
Seine Vorschläge hat Niccolò Orlandi in enger Kooperation mit dem Environmental Research Institute Charlotteville, ERIC, herausgearbeitet. Mit dem ERIC gibt es jetzt den Ausbau zu einer offiziellen Kooperation. Die Vorschläge von Niccolò Orlandi werden auf Tobago diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft.

Hier sind die Preisträgerin und der Preisträger – leider ohne Niccolò Orlandi, der sich zum Zeitpunkt der Verleihung als Fischereibeobachter auf den Falkland-Inseln aufhielt und gerade auf einem Boot unterwegs war – mit ihren Nominierenden: Dr. Torben Stührmann, Dr. Annette Breckwoldt, Dr. Matthias Prange.