Entscheidung für Lara Stuthmann
Die Jury des CAMPUS PREISES, hier im Bild von links Konrektor Prof. Michal Kucera, Prof. Martin Zimmer vom ZMT, Dr. Nike Fuchs als Unabhängige und Martin Foth-Feldhusen vom Vorstand des Vereins Alumni der Universität Bremen e. V. hat vor allem überzeugt, dass Lara Stuthmann sich nicht nur vor Ort eines entscheidenden Problems angenommen hat, sondern den Blick weitet. „Eine nachhaltige Verlagerung der Produktion unserer Lebensmittel vom Land ins Wasser könnte einen wichtigen Beitrag für die Versorgung der Weltbevölkerung mit hochwertigen Produkten leisten, vorausgesetzt, es geschieht umwelt- und sozialverträglich“, so das Fazit der Jury.
Das Thema von Lara Stuthmann ist in doppelter Hinsicht relevant: Meerestrauben sind in Vietnam und Asien keine Besonderheit, werden aber oft unter Bedingungen gezüchtet, die ökologisch fragwürdig sind, ein Zustand, den Frau Stuthmann mit ihrer Tätigkeit positiv verändern wollte. Außerdem konnte Frau Stuthmann den Nährwertgehalt der Meerestrauben durch Lichtsteuerung nachweislich verbessern. In Europa ist das Meeresgemüse bislang nicht als Nahrungsmittel zugelassen, sondern darf offiziell lediglich als „Dekoration“ verwandt werden. Frau Stuthmann setzt sich dafür ein, dass auch hier mehr leicht zu züchtendes Meeresgemüse verzehrt wird, zumal durch Co-Aufzucht z. B. von Garnelen die Bilanz der Aquakulturen verbessert werden kann.
Besonders beeindruckt hat die Jury zudem, dass Lara Stuthmann ihre langjährige Erfahrung in der Algenzucht an neue Promovierende und Master- und Bachelorstudierende in ihrer Arbeitsgruppe weitergibt, sie in das Thema einweist und so dafür sorgt, dass die Untersuchungen weitergeführt werden. Zudem hat sich die Preisträgerin aktiv an der Kommunikation ihres Themas für die breite Öffentlichkeit beteiligt. Sie hat am Open Campus mitgewirkt, bei Radio Bremen einen Podcast eingesprochen, geht auf sog. Science Slams und hat bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein Projekt eingeworben mit dem Titel “Meer-Essen” eingeworben, dass insbesondere Schülerinnen und Schülern Meeresgemüse schmackhaft machen soll.
Diese positive Beurteilung bedeutet jedoch nicht, dass die zweite Nominierung nicht auch preiswürdig gewesen wäre. Die Arbeit von Anne-Katrin Broocks lieferte einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis von Natur und Kultur und rüttelte an unserem westlich geprägten Verständnis der Verhältnisse.
Die Entscheidung für Laura Sheng
Die Bewertung bei den Masterarbeiten war bei den einzelnen Jury-Mitgliedern sehr unterschiedlich ausgefallen. Wo ein Jury-Mitglied den künftigen Preisträger oder die Preisträgerin sah, votierten ein anderes eher dagegen. Es ergab sich also eine spannende Diskussion. Die Jury-Mitglieder waren sich darinn einig, dass alle Einreichungen etwas mitbrachten, das überraschend und nennenswert ist.
Die in den Arbeiten erzielten Ergebnisse widersprachen teilweise weit verbreiteten Annahmen. Dies gilt auch für die durchgängig positiv bewertete Arbeit von Frau Sheng. Sie hatte mit dem Mythos aufgeräumt, dass man das Thema „Klimawandel“ und andere Aspekte der nachhaltigen Entwicklung Grundschulkindern nicht zumuten kann, und zwar in einem Fach, in dem dieses Thema sonst keine Rolle spielt, nämlich im Deutschunterricht. Sie hat unter Nutzung eines Bilderbuchs gezeigt, dass Kinder sehr wohl die Problematik verstehen und durch sie nicht überfordert werden, sondern im Gegenteil kreativ darauf reagieren und nach Lösungen suchen. Ihrem Beispiel wurde bereits gefolgt, d. h. sie hat den Grundstein für einen neuen „Standard“ für Bildung für nachhaltige Entwicklung gelegt. Angesichts der Bedeutung des Bildungsbereichs entscheidet sich die Jury für diese Arbeit.