Iris Dücker – Preisträgerin Masterarbeit
Iris Dücker wurde auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mitten im Landkreis Cuxhaven geboren. Sie “lebt” diese familiäre Erfahrung noch heute und ist ihrer Herkunft tief verbunden geblieben, obwohl sie nicht mehr auf dem Hof wohnt. Aber sie hat noch eine zweite Leidenschaft: die Pädagogik. Beides hat sie nun in einem Lehramtsstudium mit dem Hauptfach Biologie verbunden. Nach dem Bacherlor of Arts an der Universität Bremen schloss sie ihren Master of Education 2021 im Fach Biologiedidaktik erfolgreich ab.
Als Iris Dücker in der Pandemiezeit ihr Unterrichtsprojekt für ihre Masterarbeit in Biologiedidaktik vorbereitete, musste sie auf die besonderen Umstände eingehen und digital denken. Inhaltlich war ihr schnell klar, dass sie ein landwirtschaftliches Thema wählen wollte. Agrarbetrieb und digitales Lernen, wie ging das zusammen? Die Antwort war ein von ihr selbst entwickeltes sogenanntes Reflectory. Darunter versteht man eine digitale Lernumgebung in Form einer Geschichte, in die Schülerinnen und Schüler eintauchen. Dabei müssen sie immer wieder selbstständig Entscheidungen treffen und bestimmen dadurch den Verlauf der Geschichte. Konkret ging es in Iris Dückers digitalem Unterrichtskonzept um die täglichen Herausforderungen einer Bauernfamilie in Norddeutschland und das Mitdenken einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das Reflectory führte sie in einer 11. Klasse am Lloyd Gymnasium Bremerhaven durch. Die Daten für die ausgezeichnete Masterarbeit wurden auch dort erhoben.
„Der Preisträgerin ist es gelungen, ein oft kontrovers diskutiertes Thema mit einem eigenständig entwickelten, innovativen Werkzeug in den Unterricht einzubringen“, urteilt die Betreuerin, Professorin Dr. Doris Elster von der Universität Bremen. „Dadurch erwerben die Schülerinnen und Schüler nicht nur fachliches Wissen, sondern stärken auch ihre Entscheidungskompetenzen.“ Die Preisträgerin zeige mit ihrer Arbeit, wie Vermittlung im modernen Unterricht gehe. Sie leiste damit einen wichtigen Beitrag für die nachwachsende Generation und die Akzeptanz bäuerlichen Handelns.
Jury-Mitglied und Laudatorin Professorin Dr. Jutta Günther, Konrektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer sowie designierte Rektorin der Universität Bremen: „Eine moderne Landwirtschaft ist zentral für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. Frau Dücker schafft für die Schülerinnen und Schüler eine nachvollziehbare Transparenz zwischen den Herausforderungen von Nachhaltigkeit und den damit verbundenen Handlungsweisen sowie Zwängen einer modernen Landwirtschaft.“ Sie setze „Global denken, lokal handeln“ mit ihrem Reflectory in vorbildlicher Weise um.
„Mir ist es wichtig, mit meiner Arbeit einen Aufbruch zu beginnen, um schrittweise eine Bildung für nachhaltige Entwicklung – besonders zu lebensnahen Themen – in den Fokus zu stellen und in Schulen zu etablieren“, sagt die Preisträgerin Iris Dücker. „Denn Bildung ist die Wurzel, um eine nachhaltige Lebensweise zu entwickeln und so die Umwelt zu erhalten.“
Die Arbeit von Iris Dücker trägt den Titel:
“Zeitenwende” – wie bewerten Schüler*innen das Verhältnis von Nachhaltigkeit und moderner Landwirtschaft?
Andreas Gutmann – Preisträger Dissertation
Andreas Gutmann kommt aus Süddeutschland, wo er auch sein Studium der Rechtswissenschaften – mit einem Auslandssemester in Kolumbien – absolvierte. Über die Universität Bern kam er an das Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP) der Universität Bremen. Von hier aus wurde er für einige Monate als Gastwissenschaftler nach Quito, Ecuador, entsandt, bevor er dann 2021 bei Professor Dr. Andreas Fischer-Lescano an der Universität Bremen promovierte. Anschließend ging er als Rechtsreferendar nach Berlin.
Warum konnten die Frösche in Ecuador klagen? „Weil in der ecuadorianischen Verfassung seit 2008 auch die Rechte der Natur verankert sind“, erklärt Andreas Gutmann.
In seiner Arbeit hat sich der Rechtswissenschaftler intensiv mit der Entstehungsgeschichte der ecuadorianischen Verfassung auseinandergesetzt und festgestellt, dass diese von verschiedenen und zum Teil widersprüchlichen Einflüssen geprägt ist. Diese Widersprüche werden allerdings nicht aufgelöst, sondern gewissermaßen zum Verfassungsprinzip erhoben. Eine herausragende Rolle kommt hierbei indigener Philosophie zu, die auf eine europäisch beeinflusste Rechtsordnung trifft. Somit wird indigenes Gedankengut aufgegriffen und in die gegenwärtige Zeit übertragen.
„Die Arbeit von Herrn Gutmann leistet einen bahnbrechenden Beitrag zum Verständnis der ecuadorianischen Rechte der Natur“, sagt sein Gutachter Professor Dr. Andreas Fischer-Lescano von der Universität Bremen. Es handele sich um die erste rechtswissenschaftliche Monografie zu diesem Thema außerhalb des lateinamerikanischen Staates. „Mit seiner Arbeit legte Andreas Gutmann nicht nur eine herausragende Analyse für Ecuador vor, sondern weist auch für unser Rechtsverständnis hier Wege auf, wie den Rechten der Natur mehr juristischer Raum gegeben werden kann und wie Umweltschutz aus der Natur selbst heraus als eigene Rechtspersönlichkeit vorangebracht werden kann“, so sein Gutachter. Er leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Ökologisierung des Rechts.
Der Laudator Professor Dr. Raimund Bleischwitz, wissenschaftlicher Geschäftsführer vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und Mitglied der Jury, formuliert es so: „Das kürzlich ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz zeigt bereits ein Umdenken in der deutschen Justiz. Ecuador geht jedoch weiter. Herr Gutmann kann mit seinen Erfahrungen aus Ecuador dazu beitragen, dass sich auch das Denken hier verändert und die Rechte der Natur stärker Berücksichtigung finden. Auch Umwelt- und Klimaschutz bei uns sind stark von Rechtsetzungen geprägt und können nur gelingen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“
Die Auszeichnung mit dem Campus Preis ist für mich eine große Ehre“, sagt der Preisträger. „Ich freue mich sehr über die Aufmerksamkeit, die meine Arbeit über die ecuadorianischen Rechte der Natur auf diese Weise erhält. Ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass rechtliche Entwicklungen aus dem globalen Süden in Deutschland und Europa verstärkt zur Kenntnis genommen werden. Dort finden sich wichtige juristische Innovationen, die uns möglicherweise helfen können, den Umweltkrisen unserer Zeit – zu deren Entstehung das Recht selbst nicht unerheblich beigetragen hat – etwas entgegenzusetzen.“
Die Arbeit von Andreas Gutmann trägt den Titel:
“Hybride Rechtssubjektivität: Die Recht der “Natur oder Pacha Mama” in der ecuadorianischen Verfassung von 2008″