Die Preisträger 2020/21

Karl Schrader – Preisträger Masterarbeit

Karl Schrader ist in Berlin geboren und in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen. Geprägt haben ihn Auslandsaufenthalte in Südamerika. Schon als Schüler lebte er ein Jahr lang in Venezuela. Während seines Bachelor-Studiums an der Hochschule Bremen verbrachte er längere Zeit in Brasilien, wo er während des Studiums für eine NGO arbeitete, die sich um den Schutz von Meeresschildkröten kümmert.

So wurde sein Interesse an der Ökologie der Tropen geweckt. An der Universität Bremen entschied er sich für den Studiengang „International Studies in Aquatic Tropical Ecology“. Die ausgezeichnete Arbeit bildet den Abschluss des gemeinsamen Studiengangs des ZMT und der Universität Bremen.

Er entschied sich, die Forschung für seine Masterarbeit auf den Fidschi-Inseln durchzuführen. Er verbrachte ein halbes Jahr im südpazifischen Inselstaat. Dort untersuchte er, wie sich die Fischerei im Rewa Delta in der Nähe von Suva, der Hauptstadt von Fidschi auf Mangrovenkrabben auswirkte. „Ich wollte wissen, ob ein vergleichsweise hoher Fischereidruck zu Einbußen in Fangzahlen und der durchschnittlichen Fanggröße einzelner Krabben führte“, sagt der Student.
Im Zuge der Studie wurden über drei Monate Krabben gefangen, bestimmt, gezählt, vermessen und danach wieder frei gelassen. Das Nummerieren einzelner Krabben stellte sicher, dass mögliche Ortswechsel der Individuen mit in die Auswertung einbezogen werden konnten. Schrader konnte zeigen, dass lokale Unterschiede in der Fischereiintensität bei der wirtschaftlich wichtigsten Mangrovenkrabbe der Art Scylla serrata mit Unterschieden in der durchschnittlichen Größe der gefangenen Individuen einhergehen. Unterschiede in den Fangzahlen verändern sich, zumindest im Kontext des Untersuchungsgebietes, großräumiger und über längere Zeiträume, wie die lokalen Fischer berichten. Um die Bestände zu schützen, seien Maßnahmen wie eine strikte Einhaltung von Mindestfanggrößen notwendig. Des Weiteren müsse es Schonzeiten oder Tabuzonen geben, in denen die Fischerei von Mangrovenkrabben gänzlich eingestellt wird, folgerte Schrader.

Eindrücke von der Studienarbeit

Einen Managementansatz konnte der Meeresbiologie sogar vor Ort testen, als die Einheimischen dem Bremer Studenten vorschlugen, die Fischerei zwei Monate lang einzuschränken. Der kurze Zeitraum reichte aus, um erste lokale Tendenzen hin zu höheren Fangzahlen festzustellen.

Während seines Forschungsaufenthalts entwickelte Karl Schrader eine vertrauensvolle Beziehung zu der lokalen Bevölkerung, insbesondere zu Peniasi Naimoso, dem Repräsentanten des Bezirks Vutia in der Provinz Rewa. Das Interesse an Schraders Ergebnissen besteht weiterhin. Der Forscher schickte bereits einen Bericht mit Ergebnissen und Management-Empfehlungen an den Bezirksrepräsentanten. Auch das Bildungsministerium wird noch einen ausführlichen Abschlussbericht erhalten. Karl Schrader weiß: „Der Erfolg künftiger Schutzmaßnahmen ist abhängig von der Akzeptanz in den einzelnen Kommunen, deren Fischeigründe sehr klar definiert sind und untereinander respektiert werden.“

Tobias Wendler – Preisträger Dissertation

Seit seinem Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften forscht und lehrt Tobias Wendler in der Forschungsgruppe für Innovations- und Strukturökonomik von Professorin Jutta Günther an der Universität Bremen. Dort begann er 2016 auch seine Promotion, die er 2020 erfolgreich abgeschlossen hat.

Die Nachhaltigkeitsproblematik beschäftigt ihn auch über die eigene Forschungsarbeit hinaus. Für Wendler geht Nachhaltigkeit tiefer, als lediglich die Frage zu beantworten, wie Menschen die Natur bestmöglich zu ihren Zwecken nutzen können. Dabei interessieren ihn Fragen wie: In welche Beziehung wollen wir uns zu unseren Mitgeschöpfen und unserer Mitwelt setzen? Inwieweit wollen wir Schaden an unserer Mitwelt zu unserem Vorteil akzeptieren? Diese grundlegenden Einstellungen hält er für das Fundament, an dem wir arbeiten müssten. „Die aktuellen Krisen bieten uns die Chance an diesen Grundsatzfragen anzusetzen“, sagt Wendler.

In seiner Dissertation untersuchte Tobias Wendler den Zusammenhang zwischen den Entwicklungen grüner Technologien und Umweltschäden in der Europäischen Union (EU). Unter grünen Technologien versteht man zum Beispiel Anlagen zur Stromerzeugung wie Windenergieanlagen, aber auch Technologien zur Rückgewinnung von Wertstoffen. Die Datenanalyse war aufwändig. Wendler analysierte dafür Daten zu Patenten sowie Emissionen und zum Ressourcenverbrauch aus den 27 EU-Staaten. Der untersuchte Zeitraum umfasst mehr als 20 Jahre. Der promovierte Volkswirt fand heraus, dass grüne Technologien zwar einen besonderen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Allerdings unterscheiden sie sich beim Ressourcenverbrauch sehr stark. „Mit gut entwickelten Recycling-Technologien lassen sich wesentlich deutlicher und schneller Effekte erzielen“, erläutert der Wissenschaftler seine Ergebnisse. Nachholbedarf sieht er im Mobilitätssektor. Alternative Energieproduktions- oder grüne Transporttechnologien hätten den Ressourcenverbrauch bislang nicht messbar verringert, so Wendler. Zudem hätten gleiche Technologien nicht immer dieselbe Wirkung. „Sie sind keine ‚one-size-fits-all‘-Lösung “, so Wendler. Es sei wichtig, nationalen Unterschieden innerhalb der EU Rechnung zu tragen und länderspezifische Barrieren abzubauen.

Die Arbeit von Wendler weist deutlich über das eigene Fach hinaus. Sie betont insbesondere die Bedeutung des Wiederverwendens von einmal gewonnen Wertstoffen,

Tobias Wendler beschreibt seine Arbeit wie folgt:

Was leistet die Arbeit?

  • Die Arbeit trägt dazu bei, den Beitrag grüner Technologien zu einer nachhaltigen Entwicklung besser einzuschätzen zu können.
  • Hierzu wurden Datenanalysen durchgeführt und diese zugleich in den größeren historischen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet.

    Datengrundlage
  • Der Zusammenhang zwischen verschiedenen technologischen Entwicklungen und Umweltschäden wurde in den Ländern der Europäischen Union untersucht. Es wurden Daten zu Patenten sowie Emissionen und Ressourcenverbrauch für 27 Länder über einen Zeitraum von über 20 Jahren betrachtet. Von Interesse war hierbei, wie sich grüne technologische Entwicklungen (Patente) auf Umweltschäden auswirken.
  • Um Umweltschäden abzubilden, wurden sowohl Emissionen als auch Ressourcenverbräuche untersucht, da die Nachhaltigkeitsproblematik nicht auf ein Emissionsproblem reduziert werden sollte.

Ergebnisse

  • Grüne Technologien leisten einen besonderen Beitrag zur Nachhaltigkeit, jedoch insbesondere hinsichtlich Ressourcenverbrauch nicht alle in demselben Maße. Beispielsweise haben Recycling-Technologien den deutlichsten und sehr schnell einen positiven Effekt, sind sie erst einmal entwickelt. Andererseits konnte keine Reduktion des Ressourcenverbrauchs durch alternative Energieproduktions- oder grüne Transporttechnologien im Mobilitätssektor nachgewiesen werden.
  • Grüne Technologien entfalten ihr Potenzial stärker in Ländern, wo diese neuen Technologien weniger Verlierer und somit Widerstände erzeugen.

Nützlichkeit

  • Die Arbeit liefert wichtige Ansatzpunkte:
  • Die Nachhaltigkeitsproblematik muss ganzheitlich betrachtet werden. Verschiebungen von Umweltschäden müssen kritisch beleuchtet werden.
  • Technologien entfalten nicht immer den gleichen Effekt und sind keine ‚one-size-fits-all‘ Lösung. Den nationalen Unterschieden innerhalb der EU muss Rechnung getragen und länderspezifische Barrieren müssen abgemildert werden.
  • Strukturelle Hindernisse wie eine starke Abhängigkeit von bestimmten Industriesektoren oder schwach ausgeprägtes Umweltbewusstsein sollten adressiert werden, um Verlierer und mangelnde Akzeptanz von Umwelttechnologien und -politik zu vermeiden. Identitäten dürfen nicht unterschätzt werden. Hilfreich sind positive neue Erzählungen, die den notwendigen Transformationsprozess begleiten.
  • Auf grüne Technologien sollte nicht einseitig als Lösungsansatz vertraut werden. Auch grundlegende Änderungen im Sinne des Vorbeugungsprinzip sollten vorbereitet werden.