Die Preisträger 2017/18

Natalie Prinz, M.Sc.

Natalie Prinz hat 2017 ihren Master in dem Studiengang “International Studies in Aquatic Tropical Ecology” (ISATEC), einem gemeinsamen Angebot von  Universität Bremen und Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung, abgelegt. Ihren Bachelor hat sie an der University of Western Australia in Perth absolviert.

Natalie Prinz hat bei verschiedensten Gelegenheiten im In- und Ausland Forschungsergebnisse präsentiert. Für ihren Vortrag ‘Small particles, big Problem? Microplastics and pelagic Fish Larvae’ erhielt sie eine Auszeichnung als zweitbeste Vortragende auf der YouMaRes-Konferenz 2016 in Hamburg.

Forschungsarbeiten führten sie auf der Polarstern in die Arktis, nach Australien, nach Französisch Polynesien und auf die Cook Islands.

Während ihres Studiums war sie Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes und hat sich auf vielfältige Weise für die Belange ihres Studiengangs engagiert.

Die ausgezeichnete Masterarbeit

To feed or not to feed? How artificial feeding affects coral reef fish functions in the Aitutaki lagoon, Cook Islands

Die Frage klingt einfach: Soll man Fische in den Riffen der Lagune füttern, damit Touristen, die auf die Cook Islands kommen, beim Tauchen und Schnorcheln ein möglichst buntes Spektakel erleben?

Zunächst untersuchte Natalie Prinz die ökologischen Konsequenzen. Es wurde klar, dass das Anlocken der Fische mit Brot das Fressverhalten und die Zusammensetzung des Fischbestands veränderten, was nicht folgenlos für das Ökosystem der Lagune bleibt. Die Bootsführer, die die Touristen auf das Meer hinausbringen, waren sich sicher, richtig zu handeln. Das Geld der Gäste bedeutete Einkommen für sie. Die Touristen selbst waren darauf aus, im Meer zu schnorcheln oder zu tauchen. Ihnen war das Anlocken mit Brot gar nicht so wichtig, wie Natalie Prinz durch Befragungen herausfand.

Natalie Prinz beließ es jedoch nicht dabei, ihre Schlussfolgerungen in ihrer Masterarbeit zu beschreiben. Vielmehr ging es ihr darum, diese auch zu kommunizieren.

Deshalb bewarb sie sich bei der Indo-Pazifischen Fischkonferenz als Präsentierende und wurde von den Veranstaltern nach Tahiti eingeladen. Dies war für sie das Sprungbrett, um auf die Cook Islands zurückzukehren und auch dort über ihre Schlussfolgerungen zu berichten.

Ihr Auftritt wurde in den Medien, z.B. auf Facebook, angekündigt und auch die lokalen Zeitungen wiesen in Anzeigen auf ihren Vortrag hin. Sie fand nicht nur sehr aufmerksame Zuhörende, sondern auch viel Beachtung und erhielt die Zusage von den Verantwortlichen auf der Insel, ihre Ergebnisse in den gerade in Erarbeitung befindlichen Managementplan für die Lagune einfließen zu lassen.

Eine Masterarbeit mit interdisziplinärem Ansatz, mit Einbeziehung der Betroffenen und mit politischer Wirkung – das hielt die Jury für preiswürdig.

Und nicht nur die Jury war dieser Meinung. Natalie Prinz erhielt für ihren Erfolg auch Glückwünsche vom Sekretär des Ministry Marine Resources von den Cook Islands, die bestätigen, was die Nominierung aus- und preiswürdige gemacht hat:
Kia orana Natalie
Congratulations, I think that all credit is due to you for your excellent research skills and ability to reach out and communicate your findings selflessly. I  also thought that you covered so many different research angles which has opened up new avenues to be further explored.
Certainly the findings will be of use to MMR and the Aitutaki lagoon management plan. I hope that you will stay in contact and continue to share your expertise.
Regards, Ben

Dr. Jann Lasse Grönemeyer

Dr. Jann Lasse Grönemeyer ist ein echtes “Bremer Gewächs”, seitdem er seine Schulstadt Leer, wo er sein Abitur ablegte, verlassen hat. Sein Biologiestudium absolvierte er in den Jahren 2003-2010 an der Universität Bremen und schloss es mit “sehr gut” ab.

Von 2011-2016 war er Doktorand in der allgemeinen Mikrobiologie und promovierte mit “summa cum laude” bei Prof. Dr. Barbara Reinhold-Hurek, die auch seine Arbeit für den Preis eingerecht hat.

Seit 2016 arbeitet Dr. Jann Lasse Grönemeyer als Postdoktorand weiter in der allgemeinen Mikrobiologie an der Universität Bremen.

Die ausgezeichnete Dissertation

Bacteria asociated with agricultural plants in the Okavango region: Diversity, ecology, and applicability in sustainable agriculture

Es ist heiß, die Böden sind trocken im Okavango-Gebiet im südlichen Afrika. Die Menschen leben von den Erträgen ihrer Böden, sie sind arm und haben bislang außer in der agrarischen Subsistenzwirtschaft keine Perspektive. Viele Kleinbauern in Subsahara Afrika sind zudem mit sich verringernden Erträgen konfrontiert. Auch aufgrund des Bevölkerungswachstums kommt es vielerorts zu einer Überbewirtschaftung der Böden. Diese sind oft bereits besonders arm an Stickstoff (N), den die Pflanzen dringend für ihr Wachstum benötigen. Die Folge sind Brandrodungen naturbelassener Landstriche. Klimawandel-Prognosen sagen einen weiteren Verlust von Ackerland voraus

Um so wichtiger ist es, die knappen Ernten zu verbessern und weitere Verluste durch kurzfristige Ausbeutung der Böden zu verhindern. Dies ginge theoretisch mit Mineraldünger, aber die Menschen können ihn sich nicht leisten. Außerdem geht er mit etlichen negativen Umweltfolgen einher.


Besser wäre eine heimische Lösung. Und dafür hat Jann Lasse Grönemeyer geforscht. Die Idee war zunächst einfach: Es war bekannt, dass Bakterien, sog. Rhizobien, die Pflanzenwurzeln bevölkern, dafür sorgen können, dass ihre Wirtspflanze – im konkreten Fall Hülsenfrüchte – Stickstoff aus der Luft aufnehmen kann, und zwar ganz ohne weitere künstliche Zusätze. Entwicklungshilfeorganisation hatten bereits mit dieser Technik experimentiert, aber Rhizobien eingesetzt, die nicht die erhoffte Leistung brachten. Jann Lasse Grönemeyer nun hat das Wissen der örtlichen Bevölkerung genutzt und konnte Rhizobienstämme isolieren, die im Okavango heimisch sind. Sie sind an die widrigen Bedingungen gewohnt.

Durch DNA-Analysen identifizierte Jann Lasse Grönemeyer ca. 20 verschiedene Rhizobien-Arten in der Region, die er in Feldexperimenten auf ihre Eigenschaften untersuchte. Aus besonders effizienten Stämmen entwickelte der Nachwuchswissenschaftler ein an lokale Umweltbedingungen angepasstes „Inokulant“ – vergleichbar mit einer Art Impfmittel, das die Symbioseleistung und somit die Stickstoffproduktion erhöht. Dieses Inokulant wird kurz vor der Saat mit den Pflanzensamen vermischt und kann als kosteneffektive und umweltverträgliche Alternative zu Mineraldüngern eingesetzt werden. Bei seinen Studien arbeitete Grönemeyer eng mit Paraökologen und Kleinbauern in der Okavango Region zusammen. Am Ende standen Ernteerträge, die um 50 bis über 400 % gesteigert werden konnten.

„Die Arbeit besticht durch lokale Relevanz“, hieß es von Seiten der Jury. „Sie räumt auf mit dem durch externe Organisationen vorangetriebenen Vorgehen, nach wie vor verbreitet in der heutigen Entwicklungszusammenarbeit, und setzt stattdessen sehr erfolgreich auf das Wissen und die Kompetenz der örtlichen Bevölkerung.“ Preiswürdig, war sich die Jury einig.

Hinweis: Die Fotos aus den Projekten wurden von der Preisträgerin bzw. dem Preisträger zur Verfügung gestellt.